Thorsten Brinkmann
Heldinnen und Helden haben seit einiger Zeit Konjunktur - von den Superheld*innen der Marvel Comics und Hollywood-Filme bis hin zu den „Held*innen des Alltags“, denen wir im letzten Jahr noch so eifrig applaudiert haben. Gleichzeitig werden viele einstige Heroen neu überprüft und mitunter sogar vom Sockel gestürzt, zum Beispiel in Gestalt des dem Südstaaten-General Robert E. Lee gewidmeten Reiterstandbilds in Richmond. Und es stellt sich die Frage, welche Figuren wir stattdessen auf die freiwerdenden Postamente heben wollen.
Der Hamburger Künstler Thorsten Brinkmann hat mit Alex dû Horse das Bronze-Reiterstandbild zur Stunde geschaffen: Denn dieser mögliche Verwandte Don Quijotes will niemanden beherrschen oder überwältigen, sondern begegnet dem Betrachtenden im Miniatur-Format und auf Augenhöhe - ohne selbst etwas sehen zu können. Freundlich und verspielt erscheint er, idealistisch sowieso, schließlich ist sein Pferd nicht mal ein Pferd, er hat es außerdem falsch herum bestiegen und trägt statt einer Lanze einen Garderobenständer. Doch das hindert ihn keineswegs daran, ein poetischer Held zu sein. Und so einen brauchen wir dringend.
Text: Mit freundlicher Genehmigung der Galerie Mathias Güntner